MARIONETTENTHEATER SCHWANDORF

Marionettentheater Schwandorf

Was bisher geschah


Die Gründung des Marionettentheaters und die ersten Jahre als „Höflinger Marionettenbühne“


Die Höflingerschule in Schwandorf ist ein geschichtsträchtiger Ort — auch wenn sie selbst längst Geschichte ist — denn hier liegen die Wurzeln des Marionettentheaters in Schwandorf, damals als „Höflinger Marionettenbühne“ bekannt.


Im Rahmen des Kunst- und Werkunterrichts fertigen SchülerInnen gemeinsam mit ihrem Kunstpädagogen Raimund Pöllmann regelmäßig Marionetten. Bald kommt auch der Wunsch auf, im Rahmen einer Theateraufführung diese Puppen lebendig werden zu lassen.

So entsteht im Sommer 1977 als erstes Marionettenstück in Schwandorf: „Der Krämerskorb“ nach Hans Sachs.


Die Begeisterung und der langanhaltende Applaus des Publikums wird zum motivierenden Antrieb für das Team der jungen MarionettenspielerInnen.

Die Figuren werden von Raimund Pöllmann, gemeinsam mit seinen SchülerInnen erarbeitet. In den ersten Jahren sind es modellierte Köpfe aus Pappmaché mit geschnitzten Körpern, Händen und Füßen. Ebenso wird die Bekleidung der Figuren von den SchülerInnen mit Unterstützung seiner Frau Christine erstellt.

Mit der Auswahl der Stücke die erarbeitet werden, macht die „Höflinger Marionettenbühne“ deutlich, dass Marionettentheater nicht nur ein Theater für junges Publikum ist, sondern sich als ein Theater für alle Altersgruppen versteht. In den folgenden zehn Jahren kommen Stücke unter anderem von Hans Sachs, Sigfrid Färber und Andreas Gryphius auf die Marionettenbühne. Durch den anhaltenden Erfolg der Theatergruppe, wird an der Höflingerschule das Unterrichtsfach „Schulspiel“ mit zwei Unterrichtsstunden für die Marionettengruppe eingeführt.


Das „Schwandorfer Marionettentheater“ und das Oberpfälzer Künstlerhaus


Im Frühjahr 1988 holt Heiner Riepl, der Leiter des damals neu gegründeten Oberpfälzer Künstlerhauses, das Theater, das sich inzwischen „Schwandorfer Marionettentheater“ nennt, in das Dachgeschoß seines Hauses. Es wird eine eigene Bühne geplant, die im Dezember 1988 erstmals aufgebaut und bespielt wird.

Als Eröffnungsstück im Oberpfälzer Künstlerhaus steht „Die Zaubergeige“ von Franz Graf von Pocci auf dem Spielplan. Es sind einige Vorstellungen, die jedoch zu einem regelrechten „hype“ führen und zügig ausverkauft sind. Durch den Erfolg bestärkt wird die nächste vorweihnachtliche Spielsaison, mit mehr Vorstellungen und nun 4 unterschiedlichen Stücken geplant. Ein ziemlicher Kraftakt des Teams, der vom Publikum aber honoriert wird.


Raimund Pöllmann verwendet anfangs zahlreiche Kasperlkomödien von Franz Graf von Pocci, die er aktualisiert und den Cast auf die MarionettenspielerInnen zuschneidet. Molière, Carlo Goldoni, William Shakespeare, Wolfgang Amadeus Mozart, Oscar Wilde, Max Frisch und Ferdinand Raimund - Pöllmann bearbeitet die Stücke für seine MarionettenspielerInnen und das Schwandorfer Marionettentheater.

Die Hörspiele der Stücke werden im eigenen Tonstudio aufgenommen, anfangs mit einem Tonbandgerät, gefolgt von Kassettenrekordern, später dann auch digital.


Die Anzahl der Vorstellungen steigert sich so von Jahr zu Jahr. Es gibt am Wochenende Familienvorstellungen und unter der Woche einige Veranstaltungen für Kindergärten und Schulen.

Die „Philosophie“ des „Schwandorfer Marionettentheaters“ ist es unterhaltsames und vielseitiges Marionettentheater für alle Altersgruppen der BewohnerInnen der Region zu bieten.

In manchen Jahren finden während der Spielzeit — November und Dezember — bis zu 32 Aufführungen statt.


In einer Pressekonferenz Anfang der 1990er Jahre rühmt der damalige Oberbürgermeister Hans Kraus das „Schwandorfer Marionettentheater“ als „entscheidende Bereicherung des Schwandorfer Kulturprogramms“.


Doch kommt man bald an die Grenzen des Leistbaren. Das Team der – ehemaligen – SchülerInnen hat mittlerweile einen Beruf, eine Familie, zum Teil auch schon Kinder und natürlich auch andere Hobbys. Familie, Leben und Marionettentheater zu vereinbaren, ist gerade in der Vorweihnachtszeit für alle Beteiligten ein ziemlicher Drahtseilakt. Erste Träume, Pläne und Ideen eines eigenen Theaters werden erstmal auf Eis gelegt und in die Zukunft verschoben.


Mit der Produktion „Bastien und Bastienne“ 1991 beginnt Pöllmann die Köpfe der Marionetten aus Lindenholz zu schnitzen. Seine Frau Christine übernimmt die Bekleidung der Figuren dem Zeitstil des gewählten Stückes entsprechend. Auch die Kulissen der Aufführungen und die dazugehörigen Requisiten werden nun vermehrt in der Werkstatt des Ehepaar Pöllmann gebaut und gemalt.

Es entstehen in den über 40 Jahren Marionettentheater von 1977 – 2019 unter der Leitung von Raimund und Christine Pöllmann über 60 Stücke mit mehr als 600 Figuren.


Im Jahre 2015 erhält das „Schwandorfer Marionettentheater“ den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz in der Kategorie Kleinkunst. Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl würdigt bei der Überreichung der Urkunde am 1. Oktober 2015 das Theater und bestätigt, dass es „einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben der Region“ leistet.


Das „Marionettentheater Schwandorf“ und der Weg zur eigenen Spielstätte


Mitte der 2010er Jahre erwacht die Idee einer eigenen Spielstätte für das Theater aus ihrem Dornröschenschlaf. Erste Anlaufstelle zur gemeinsamen Umsetzung ist das Oberpfälzer Künstlerhaus. Jedoch scheitert das Vorhaben, ganzjährig ein fixer Bestandteil des Oberpfälzer Künstlerhauses zu sein, an der Finanzierung.

So wird 2018 – zum 80. Geburtstag von Raimund Pöllmann – die Grundlage für einen eigenen Theaterbau mit Unterstützung der Stadt Schwandorf gelegt.

Die Wahl eines geeigneten städtischen Gebäudes und die Planungen für den Umbau zu einem Marionettentheater werden von der Stadt Schwandorf begonnen und das Marionettentheater verpflichtet sich eine geeignete Organisationsstruktur zu erstellen.

So gründet sich im Juli 2019 das „Marionettentheater Schwandorf“ als Trägerverein zur Umsetzung eines ganzjährigen Spielbetriebes im angestrebten eigenen Haus an der Fronberger Straße 33, in direkter Nachbarschaft zur früheren Spielstätte.


Mit der Vereinsgründung findet im Marionettentheater ein Generationenwechsel statt. Sohn Michael Alexander Pöllmann – Schauspieler und Theatermacher in Wien – übernimmt die Leitung des Theaters.


Erklärte Ziele der neuen Leitung sind:

  1. Dem „Marionettentheater Schwandorf“ ein eigenes ganzjähriges Zuhause zu ermöglichen.

  2. Das Theater nachhaltiger, ressourcenschonender und überregional sichtbar zu präsentieren.

  3. Das Team vom immensen alljährlich wiederkehrenden vorweihnachtlichen Erfolgsdruck zu befreien.

  4. Das Figurentheater aus der Liebhaberei heraus auf professionelle Füße zu stellen.

  5. Der Region einen weiteren kulturellen Anreiz zu bieten.



Das „Marionettentheater Schwandorf“ und die Neuerungen


So beginnt am Marionettentheater Schwandorf eine Zeit intensiver Neuerungen und Veränderungen.


Während die Corona Pandemie 2020 das kulturelle Leben zum Stillstand bringt, „ermöglicht“ sie am Marionettentheater das „Ausprobieren“.

Die ganze Welt steht Kopf, also warum nicht alte Strukturen, Sehgewohnheiten und Bühnensituationen hinterfragen und neu zu denken?

Inspiriert von den Bühnensituationen der „Augsburger Puppenkiste“ und des „Salzburger Marionettentheaters“ wird von Michael Pöllmann eine für das Marionettentheater Schwandorf neue und transporttaugliche Bühnenskizze erarbeitet.

Diese soll nun zusätzliche Möglichkeiten für das Spiel der Fadenmarionetten bringen und den Einsatz von Stabfiguren, Tischmarionetten und vieler anderer Arten von Theaterpuppen ermöglichen. Den eigenen Theaterbau im Blick, dient diese Bühne als experimenteller Raum für die spätere fixe Bühne im eigenen Haus. Wichtige Details können so von den SpielerInnen und der Leitung ausprobiert, erlernt und überprüft werden.

Diese spätere „Reisebühne“ soll es dann auch ermöglichen, Stücke mit Fadenmarionetten außerhalb der Oberpfalz auf Gastspiel präsentieren zu können.

Unter anderem wird auch in zeitgemäßes und professionelles Equipment für Licht und Ton investiert.

Durch die Veränderungen der Hörgewohnheiten des Publikums bekommen auch die neu produzierten Theaterhörspiele, die als Grundlage vieler Stücke dienen, durch ein renommiertes SprecherInnen Casting einen neuen Anstrich. So verleihen von nun an professionelle und überregional bekannte SchauspielerInnen und SprecherInnen den Marionetten ihre Stimmen.

[Alkmene]“ – ein Stück für Erwachsene – eine griechische Göttergeschichte über die wichtigste Nebensache der Welt. Den Cast übernahmen dabei u.a. die bekannte Schwandorfer Schauspielerin Anna-Maria Sturm, die New Yorker Fernsehschauspielerin Elisabeth Kanettis, der Burgtheaterschauspieler Dirk Nocker und der Chamer Schauspieler Alessandro Scheuerer.

Ein weiteres Beispiel ist die gelungene Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation „Kairosis“. Es entsteht die Oberpfälzer Erstaufführung der Corona Kasperliade „Großmutter, das Viruserl und die Zukunft“ von Bernhard Setzwein, mit dem wunderbaren Cast der bekannten SprecherInnen des Bayrischen RundfunksIrina Wanka und Werner Härtl.


Neue Figurenformate werden erarbeitet und neue Sehgewohnheiten ausgelotet. Für diesen neuen Weg wird ab 2020 die Figurenwerkstatt des Marionettentheaters durch die Wiener Künstlerin Scarlett Isabella Köfner bereichert. Idee, Handwerk und Konzeption dabei...


2020 ist aber nicht nur ein Jahr der „handfesten“ Neuerungen.

Das Marionettentheater Schwandorf beginnt mit einer intensiven internationalen Vernetzungsarbeit und Koproduktion Tätigkeit.

Kooperationen mit Österreich, Slowenien, Belgien sowie Gastspiele in Österreich, Deutschland, Slowenien und Tunesien können seither organisiert werden. Denn das gemeinsame Interesse von Stadt und neuer Theaterleitung ist es, sowohl regional als auch überregional präsent zu sein. Womit könnte das besser funktionieren als mit tourneetauglichen Stücke für die ganze Familie.


Mit 5.Mai 2023 eröffnet schließlich das „Marionettentheater Schwandorf“ seine eigene Spielstätte an der Fronberger Straße 33 - für die Öffentlichkeit.

Als Eröffnungsstück steht „Pinocchio“ auf dem Spielplan, denn was läge näher als die Geschichte der wohl bekanntesten Holzpuppe zu erzählen.